Pfer­de unter­lie­gen heut­zu­ta­ge vie­len Belas­tun­gen, die sie aus der natür­li­chen Balan­ce brin­gen.

Stoff­wech­sel­pro­ble­me wie Som­mer­ek­zem, EMS oder KPU tre­ten immer häu­fi­ger auf und die Tier­ärz­te sind mit die­sen Zusam­men­hän­gen oft über­for­dert, weil die­ser kom­ple­xe Bereich im vete­ri­när­me­di­zi­ni­schen Stu­di­um kaum ange­spro­chen wird.

Mein Ziel: Ursa­chen­the­ra­pie statt Sym­ptom­un­ter­drü­ckung

Lei­der wer­den durch vie­le Behand­lungs­an­sät­ze oft nur die Sym­pto­me unter­drückt, wobei die eigent­li­che Ursa­che jedoch bestehen bleibt. Das hat zur Fol­ge, dass Pro­ble­me nur ver­la­gert wer­den und sich an immer unter­schied­li­chen Stel­len äußern. Des­halb füh­ren bestimm­te The­ra­pien oder ein­zel­ne “Wun­der­fut­ter­mit­tel” oft nicht zu den gewünsch­ten Ergeb­nis­sen.

Ich möch­te Pfer­de nach­hal­tig unter­stüt­zen, wie­der in ihr natür­lich Gleich­ge­wicht zu kom­men. Dafür ist es mir beson­ders wich­tig, zwi­schen Ursa­chen und Aus­lö­ser zu unter­schei­den, um dann die Ursa­chen wirk­sam adres­sie­ren zu kön­nen.

Vor­ge­hen zur Stoff­wech­sel­the­ra­pie

Um die­se Zusam­men­hän­ge auf­zu­de­cken, füh­re ich zunächst eine aus­führ­li­che Ana­mne­se durch. Die­se beinhal­tet die Hal­tung, Füt­te­rung, Vor­ge­schich­te und auch dia­gnos­ti­sche Wer­te der Pfer­de.

Anschlie­ßend kann ich dar­aus mög­li­che Ursa­chen ablei­ten, die zu den sicht­ba­ren Sym­pto­men füh­ren. Die­se Ursa­chen kön­nen sowohl in der Hal­tung, in der Grund- oder Zusatz­füt­te­rung oder in ande­ren Berei­chen lie­gen.

Damit die Pfer­de wie­der in ihr Gleich­ge­wicht kom­men, ist eine art­ge­rech­te Grund­füt­te­rung nötig. Die­se beinhal­tet 24/7 Zugang zu Heu, Mine­ral­fut­ter, Salz und Was­ser.

Vie­le Pfer­de ste­cken jedoch so tief in ihren Pro­ble­ma­ti­ken, dass sie in einem sich selbst ver­stär­ken­den Teu­fels­kreis gefan­gen sind. Ohne eine sinn­voll auf­ge­set­ze und durch­ge­führ­te The­ra­pie kom­men die Pfer­de dann nicht mehr aus die­sem Teu­fels­kreis raus. Hier kann ich einen indi­vi­du­ell abge­stimm­ten The­ra­pie- und Füt­te­rungs­plan für das Pferd erstel­len, damit es nach­hal­tig wie­der aus den The­men raus kommt.

Schreibt mir ger­ne, wenn Ihr Fra­gen zu spe­zi­el­len Stoff­wech­sel­krank­hei­ten habt. Ich kann euch einen kur­zen Ein­blick in die Zusam­men­hän­ge geben.

Zusam­men­hän­ge der ver­schie­de­nen stoff­wech­sel­be­ding­ten Krank­hei­ten

KPU: Füt­te­rungs­be­ding­te Ent­gif­tungs­stö­rung, die ihre Ursa­che in einer Stö­rung des natür­li­chen Darm­mi­lieus hat. Als Fol­ge kön­nen im Darm bestimm­te Stof­fe wie akti­ves Vit­amin B6 nicht mehr her­ge­stellt wer­den. Die Leber ist für die Ent­gif­tung jedoch auf akti­ves Vit­amin B6 ange­wie­sen. Als Not­lö­sung ver­sucht sie, die anfal­len­den Gift­stof­fe an Mine­ra­li­en wie Zink, Man­gan, Schwe­fel und Selen zu bin­den. Des­halb haben Pfer­de mit KPU oft einen Mine­ral­man­gel, der ein­fach durch eine ver­mehr­te Aus­schei­dung ent­stan­den ist. Wenn man hier die Ursa­che KPU the­ra­piert, regu­lie­ren sich die Mine­ral­stof­fe auto­ma­tisch wie­der. Mehr Infor­ma­tio­nen

Kot­was­ser: Stress oder fal­sche Füt­te­rung kann die Ursa­che für Kot­was­ser sein. Bei Stress wird die Darm­schleim­haut weni­ger durch­blu­tet und ist dadurch anfäl­li­ger. Wenn dazu noch Fehl­gä­rungs­pro­zes­se im Darm kom­men, kön­nen klei­ne Löcher zwi­schen den Darm­wand­zel­len ent­ste­hen (“leaky gut”). Durch die­se sickert das zuvor schon ent­zo­ge­ne Was­ser wie­der zurück in den Darm und wird als Kot­was­ser sicht­bar. Mehr Infor­ma­tio­nen

Ekzem: Meist ist eine Stö­rung der Ent­gif­tungs­funk­ti­on die Ursa­che für ein Ekzem. Wenn die anfal­len­den Gift­stof­fe nicht nor­mal über die Nie­re aus­ge­schie­den wer­den kön­nen, und dann auch noch die Ein­la­ge­rungs­ka­pa­zi­tä­ten erschöpft sind, wer­den sie über die Haut raus­ge­scho­ben. Damit ändert sich das Haut­mi­lieu und krank­ma­chen­de Kei­me kön­nen sich noch leich­ter ansie­deln. Das juckt natür­lich. Durch das Krat­zen fügen die Pfer­de sich dann klei­ne Wun­den zu, in die die patho­ge­nen Kei­me noch tie­fer ein­drin­gen kön­nen. Es folgt ein sich selbst ver­stär­ken­der Kreis­lauf. Mehr Infor­ma­tio­nen

Mau­ke: Meist liegt hier wie bei dem Ekzem eine Stö­rung der Ent­gif­tungs­funk­ti­on als Ursa­che vor. Je nach Pferd äußern sich die Pro­ble­me in einem Ekzem, Mau­ke oder auch Ras­pe. Mehr Infor­ma­tio­nen

EMS: Leit­sym­ptom — Pfer­de sind zu dick. Hier ist es wich­tig, zwi­schen Fett- und Lymp­hein­la­ge­run­gen zu unter­schei­den. Die­se App bie­tet eine gute Unter­stüt­zung für die Ein­schät­zung. Die Ursa­chen für Ein­la­ge­run­gen sind sehr viel­fäl­tig. Der Fokus liegt meist zunächst auf Bewe­gungs­man­gel und zu nähr­stoff­rei­che Ernäh­rung. Aber war­um nimmt ein Mop­pel­po­ny auf strik­ter Reduk­ti­ons­di­ät jetzt nicht unbe­dingt ab, son­dern oft sogar noch zu? Das liegt dar­an, dass auch Rau­fut­ter­pau­sen EMS ver­stär­ken. Durch die Rau­fut­ter­pau­sen haben die Pfer­de Stress, was wie­der­um die Aus­schüt­tung von Cor­ti­sol trig­gert. Dadruch steigt der Blut­zu­cker­spie­gel, die Pfer­de lagern Was­ser ein, nei­gen zu Insu­lin­re­sis­tenz und zusätz­lich läuft die Pro­duk­ti­on der Schild­drü­sen­hor­mo­ne aus dem Ruder. Das ist ein kom­ple­xes Zusam­men­spiel, was wie­der­um die wei­te­re Ein­la­ge­rung von Fett und Lym­phe zur Fol­ge hat. Auch chro­ni­sche Ent­zün­dun­gen wie sub­kli­ni­sche Huf­re­he, Darm­schleim­haut­ent­zün­dun­gen oder chro­ni­sche Atem­wegs­er­kran­kun­gen kön­nen zu einer EMS bei­tra­gen. Mehr Infor­ma­tio­nen

Cus­hing: Leit­sym­ptom — Pfer­de sind zu dünn. Bei ech­tem Cus­hing haben die Pfer­de durch einen Tumor in der Hirn­an­hangs­drü­se (“Hypo­phy­se”). Die­ser führt zu einer erhöh­ten ACTH Aus­schüt­tung und damit zu einem stän­dig zu hohen Cor­ti­sol­spie­gel. Des­halb bau­en die Pfer­de Mus­kel­ei­weiß zu Glu­co­se ab und neh­men so immer mehr ab. Jedoch führt auch chro­ni­scher Stress zu einer erhöh­ten ACTH Aus­schüt­tung mit genau der glei­chen Fol­ge­ket­te! Die aller­meis­ten Pfer­de haben jedoch kei­nen Tumor son­dern “nur” chro­ni­schen Stress! Das zeigt sich auch durch den Behand­lungs­er­folg bei Opti­mie­rung der Füt­te­rung und Hal­tungs­be­din­gun­gen. Mehr Infor­ma­tio­nen

Huf­re­he: Heut­zu­ta­ge tre­ten Huf­re­he nicht nur beim Anwei­den auf, son­dern auch in unge­wöhn­li­che­ren Situa­tio­nen. Hier ist man oft rat­los, weil man kei­nen direk­ten Aus­lö­ser erkennt. Huf­re­he haben oft eine Vor­ge­schich­te im Dick­darm. Wenn es hier z.B. durch viel Fruktan in der Füt­te­rung (Möh­ren, Äpfel, etc.) zu Fehl­gä­rungs­pro­zes­sen kommt, sie­deln sich schon fal­sche Mikro­or­ga­nis­men an. Durch einen klei­nen Aus­lö­ser kann das gan­ze Sys­tem dann sehr schnell kip­pen und die fal­schen Mikro­or­ga­nis­men kön­nen sich blitz­schnell ver­meh­ren. Dabei ster­ben vie­le von den “guten” sym­bi­on­ti­schen Mikro­or­ga­nis­men ab. Die dabei frei wer­den­den Endo­to­xi­ne kön­nen eine Huf­re­he aus­lö­sen. Mehr Infor­ma­tio­nen

Insu­lin­re­sis­tenz: Wenn die Pfer­de einen oft zu hohen Blut­zu­cker­spie­gel haben, kön­nen sie eine Insu­lin­re­sis­tenz ent­wi­ckeln. Ursa­che ist meist eine zu zucker­hal­ti­ge (hier zählt auch der Zucker aus Stär­ke wie Haf­ter oder aus Müs­lis zu!) Füt­te­rung und/ oder Stress. Pfer­de sind evo­lu­ti­ons­be­dingt nicht an eine star­ke Schwan­kung der Blut­zu­cker­wer­te ange­passt und kön­nen sie dadurch auch gar nicht so gut regu­lie­ren. Anders als wir Men­schen decken die Pfer­de den Groß­teil Ihrer Ener­gie durch flüch­ti­ge Fett­säu­ren, die im Darm aus Cel­lu­lo­se pro­du­ziert wer­den. Die flüch­ti­gen Fett­säu­ren haben im Gegen­satz zu Zucker kei­nen Ein­fluss auf den Blut­zu­cker­spie­gel. Eine Insu­lin­re­sis­tenz kann ver­schie­de­ne Ursa­chen haben, wie z.B. zucker-/ stär­ke­rei­che Füt­te­rung, Stress, Füt­te­rung von orga­ni­schem Selen und vie­les mehr. Eine Insu­lin­re­sis­tenz kann Ursa­che oder Fol­ge von ande­ren Stoff­wech­sel­stö­run­gen wie EMS, Cus­hing, Huf­re­he oder KPU sein. Mehr Infor­ma­tio­nen

PSSM: Im Gegen­satz zu der Insu­lin­re­sis­tenz lagern die Pfer­de mit PSSM zu viel Zucker in den Mus­kel­zel­len ein. Die­se kön­nen dann nicht mehr rich­tig funk­tio­nie­ren. Es gibt vali­dier­te Gen­tests für PSSM1. Die­se zei­gen jedoch nur, ob eine Prä­dis­po­si­ti­on vor­liegt. Das Pferd muss aber noch lan­ge nicht krank sein. Ob und wie PSSM beim Pferd kli­nisch auf­tritt, ent­schei­det die Füt­te­rung und die Hal­tung! Mit zucker­ar­mer Füt­te­rung und genü­gend kör­per­li­cher Arbeit kann man auch Pfer­de mit Gys1-Muta­ti­on (PSSM1) lang­fris­tig gesund hal­ten. Kli­nisch mani­fes­tes PSSM kann nur sicher mit einer Mus­kel­bi­op­sie getes­tet wer­den. Die Gen­tests für PSSM2 sind nicht vali­de, sprich hier gibt es kei­nen nach­ge­wie­se­nen Zusam­men­hang zwi­schen Gen­mu­ta­ti­on und Krank­heit. Mehr Infor­ma­tio­nen

Magen­ge­schwü­re: Stress und Fut­ter­pau­sen sind die Haupt­ur­sa­chen für Magen­ge­schwü­re. Im Magen sinkt der pH-Wert gra­du­ell von 7 am Ein­gang auf ca. 3 am Aus­gang. Die Magen­schleim­haut ist auf den jewei­li­gen pH-Wert ange­passt. Wenn das Pferd durch Fut­ter­pau­sen weni­ger Fut­ter im Magen hat, kann auch sau­rer Fut­ter­brei aus dem hin­te­ren Teil Kon­takt mit der dün­nen Schleim­haut im vor­de­ren Teil des Magens haben und die­se so zer­stö­ren. Als Fol­ge kommt es zu Ent­zün­dun­gen. Bei Stress ist die Schleim­haut schwä­cher durch­blu­tet und ist damit nicht so wider­stands­fä­hig. Wenn der Stress län­ger andau­ert, kann der sau­re Nah­rungs­brei so auch in der nor­ma­ler­wei­se dafür aus­ge­leg­ten Schleim­haut Schä­den anrich­ten. Eine Gas­tro­sko­pie kann nur einen Posi­tiv­be­fund sicher dia­gnos­ti­zie­ren. Wenn man mit der Gas­tro­sko­pie kei­ne Magen­ge­schwü­re sieht, kann das Pferd lei­der trotz­dem Magen­ge­schwü­re haben. Das kommt daher, dass der magen sehr fal­tig ist und man gar nicht in jede Fal­te rein­kommt. Mehr Infor­ma­tio­nen

Funk­ti­ons­stö­run­gen von Leber und Nie­re: Lei­der sind Leber und Nie­re schon dau­er­haft geschä­digt, wenn die Wer­te im Blut­bild anstei­gen. Des­halb lohnt es sich, hier auf die Früh­mar­ker zu ach­ten:

LeberNie­re
Fell:
- Sti­chel­haa­re
- Brau­ne Rap­pen
- Röt­li­che Spit­zen im Lang­haar bei Brau­nen
- Hafer­ta­ler (dunk­le Fle­cken bei Füch­sen)
- Hun­ger­haa­re (ein­zel­ne lan­ge Gran­nen­haa­re)
- Senk­rech­te Strei­fen am Rumpf
Haut:
- Mau­ke
- Eosi­no­phi­les Gra­nu­lom
- Haut­emp­find­lich­kei­ten
Bin­de­ge­we­be:
- Seh­nen- und Bän­der­schä­den (nicht unfall­be­dingt)
- Gal­len an Fes­sel-/ Sprung­ge­len­ken
- Ange­lau­fe­ne Bei­ne
Augen:
- Bin­de­haut­ent­zün­dun­gen
- Blau­er Schim­mer auf den Augen
- Fehl­sich­tig­keit
Grund­ver­fas­sung:
- Gewichts­ver­lust
- Schlech­te Gewichts­zu­nah­me
- Fress­un­lust
- Leis­tungs­ab­fall
- Lethar­gie
- Häu­fi­ges Gähnen/ Fleh­men
Ver­dau­ung
- Leich­te Koli­ken
Fell:
- Stump­fes Fell
- Ver­lang­sam­ter Fell­wech­sel
- Dün­nes Win­ter­fell
- Dün­nes Lang­haar
- Bird­cat­cher-Spots
Haut:
- Gene­rel­le Über­emp­find­lich­keit
- Gene­rel­ler Juck­reiz
- Nei­gung zu Haut­krank­hei­ten (Ekzem, Mau­ke, Ras­pe, Nes­sel­fie­ber, Phleg­mo­ne, War­zen)
- Horn­plätt­chen
- Ekto­p­a­ra­si­ten
Hufe:
- Huf­re­he
- Huf­krank­hei­ten (chro­ni­sche Huf­ab­zes­se, Strahl­fäu­le, Huf­krebs)
- Strahl­milch­ta­schen
- Schlech­te Horn­qua­li­tät
Zir­ku­la­ti­ons­stö­run­gen:
- Ange­lau­fe­ne Bei­ne
- Ange­lau­fe­ner, fes­ter Hals­kamm
- Nie­ren­pols­ter
- Geschwol­le­ne Weich­tei­le
Stö­run­gen im Was­ser­haus­halt:
- Unty­pi­sches Schwitz­ver­hal­ten
- Unty­pi­sches Sauf-/ Uri­nier­ver­hal­ten
- “Auf­fres­sen” von Salz-/ Mine­ralleck­stei­nen
Immu­no­lo­gi­sche Stö­run­gen
- All­er­gien
- Schlech­te Wund­hei­lung
- Infekt­an­fäl­lig­keit

Ach­tung: Es ist immer wich­tig, das Pferd im Gesam­ten zu betrach­ten. Ein­zel­ne Sym­pto­me kön­nen auch immer ein Hin­weis auf ande­re Krank­hei­ten sein. Bei Koli­ken, Huf­re­he und ande­ren Krank­hei­ten soll­te immer ein Tier­arzt hin­zu­ge­zo­gen wer­den!